Wir beantworten Ihre Fragen zu der Industriekletterei
Wie wird man Industriekletterer?
Die Ausbildung zum Industriekletterer wird in drei verschiedene Level aufgeteilt. In Deutschland sind die Dachverbände FISAT, IRATA und FSBS anerkannt. Am populärsten ist der Dachverband FISAT. Die Schulungen zum Industriekletterer kann man in verschiedenen Ausbildungsstätten oder Schulungszentren absolvieren. Die Dauer eines Kurses beträgt eine Woche und nach abgelegter Prüfung ist man zertifizierte/r Höhenarbeiter/in. In den verschiedenen Leveln wird der Umgang mit Karabiner, Seilen, Falldämpfern und anderer Kletterausrüstung gelehrt. Außerdem wir bei der Ausbildung zum Fassadenkletterer ein großes Augenmerk auf Rettungstechniken gelegt, somit ist eine Höhenrettung zu jeder Zeit gewährleistet. Kurstermine kann man online finden und auch buchen. Bewerben sollte sich ein ausgebildeter Industriekletterer kurz nach Ablegung der Prüfung bzw. schon davor. Beim Industrieklettern ist es sehr wichtig möglichst schnell Praxiserfahrung zu sammeln.
Ist ein Quereinstieg zum Industrieklettern möglich?
Fassadenkletterer müssen ein breites Spektrum von Aufgaben erfüllen. Das bedeutet das auch ein breites Spektrum an Ausbildungsberufen erforderlich ist. Aus diesem Grund ist es sogar von Vorteil, wenn man vorher in einem anderen Beruf gearbeitet hat. Die Ausbildung zum Seilzugangstechniker (SZP) ist eine Zusatzausbildung und gewährleistet den sicheren Zugang zum Arbeitsplatz. Damit ein Industriekletterer die oft handwerklichen Arbeiten ausführen kann, wäre ein handwerklicher Background von Vorteil. Den Umgang mit Karabiner, Seilen, Falldämpfern und Abseilgeräten können Quereinsteiger relativ leicht erlernen. Das eigentliche Industrieklettern und das Positionieren bei Montagearbeiten eignet man sich dann mit der Zeit auf den verschiedenen Baustellen an.
Ein Quereinstieg zum Fassadenkletterer ist also möglich und erwünscht.
Was ist das Aufgabenfeld eines Industriekletterers?
Industriekletterer werden für Einsätze in großen Höhen oder an sehr exponierten Lagen eingesetzt. Dabei ist die Seilzugangstechnik (SZP) entweder die einzige Lösung oder eine deutlich wirtschaftlichere Lösung, um an die exponierten Arbeitsbereiche zu gelangen. Windräder sind ein klassischer Einsatzbereich von Industriekletterern. Hier werden alle Arbeiten vom Aufbau, Montagen, Wartungsarbeiten, Reparaturarbeiten, Reinigungsarbeiten sowie Fotodokumentationen durch Industriekletterer durchgeführt. Das Industrieklettern findet auch in vielen Kraftwerken statt. Auch hier müssen regelmäßige Sicherheitsreinigung, Montagearbeiten, Instandhaltungsarbeiten oder Korrosionsschutzarbeiten durchgeführt werden. Ein weiterer Einsatzbereich sind Silos, die oftmals nur durch Industriekletterer gereinigt werden können, da ein Zugang nur über eine kleine Öffnung im oberen Bereich des Silos möglich ist. Die dazu notwendigen Rettungskonzepte erstellt ein FISAT Level 3 Kletterer und stellt die Höhenrettung sicher. Außerdem gehören Gebäudereinigungsarbeiten wie die Glasreinigung auf konventioneller Basis sowie durch den Einsatz von moderner Osmose-Technologie zu den Aufgaben eines Industriekletterers.
Ist das Industrieklettern sicher?
Höhenarbeiten sind sicher! Das liegt vor allem daran, dass die Seilzugangstechnik (SZP) strengen Kriterien unterliegt die in den FISAT-Richtlinien und insbesondere in der technischen Regel für Betriebssicherheit (TRBS 2121 teil 3) niedergeschrieben sind. Das fängt bei der Ausbildung zum Industriekletterer an und hört bei den jährlichen Wiederholungsunterweißungen durch den FISAT auf. Ein Standard ist zum Beispiel, dass jede Baustelle von einem Erfahrenen FISAT Level 3 Kletterer beaufsichtigt werden muss. Außerdem muss zuvor eine objektbezogene Gefährdungsbeurteilung inkl. Rettungskonzept geschrieben werden. Ein weiterer Grund, warum das Industrieklettern so sicher ist, ist dass die verwendete Persönliche Schutzausrüstung (PSA) durchweg zertifiziert und mindestens einmal jährlich durch einen Sachkundigen geprüft wird.
Was verdient ein Industriekletterer?
Das Gehalt eines Industriekletterers ist in Deutschland nicht einheitlich und schwankt zwischen 2500€ -3500€ Brutto. Ausschlaggebend sind das Bundesland, die Erfahrung und Qualifikation als Kletterer sowie die abgeschlossene Berufsausbildung.
Wird eine Gebäude oder eine Struktur durch den Einsatz von Industriekletterer beschädigt?
Der Einsatz von Industrieklettern ist äußerst gebäudeschonend. Die Fassadenkletterer schlagen ihre Seile mit temporären Anschlagmittel (Bandschlingen) oder Seilringen auf dem Dach an. Diese hinterlassen keine Spuren und sind schnell auf- oder abgebaut. Zum Schutz der Attika werden spezielle Kantenschutzbretter verwendet. Auch für Dachrinnen gibt es spezielle Schutzvorrichtungen, ein unbeabsichtigtes Verbiegen ist somit nicht möglich.
Die Seilzugangstechniker (SZP) schützen so nicht nur das Gebäude, sondern auch ihre Persönliche Schutzausrüstung (PSA), sowie die Seile. Im Vergleich zu einem Gerüst können Arbeiten schnell aufgenommen werden und es werden keine Anker in die Fassade gebohrt. Das Gebäude wird durch die Höhenarbeiter in keiner Hinsicht beschädigt.
Können auch Frauen Industriekletterin werden?
Ja, Frauen können Industriekletterin werden. Das technische Klettern ermöglicht viele technische Lösungen, um das Klettern oder das Heben von Lasten zu erleichtern. Die Seilzugangs- und Positionierungstechnik ist für jeden geeignet der höhentauglich ist und eine gewisse Motivation mitbringt. Da spielt das Geschlecht keine Rolle.
Nach welchen Standards arbeiten Industriekletterer?
Wir arbeiten nach der Sicherheits- und Arbeitsrichtlinie des FISAT durch welche TRBS 2121-3 und der DGUV-I 212-001 konkretisiert werden. Der in der DGUV-I 212-001 unter 6.7 genannten Koordinierungsstelle gehören zurzeit die Fachverbände FISAT, IRATA und FSBS an, so dass nur von diesen Verbänden zertifizierte Höhenarbeiter die Anforderungen erfüllen. Wir setzen nur durch den FISAT zertifizierte Höhenarbeiter mit gültigem Zertifikat (letzte Wiederholungsunterweißung nicht älter als 1 Jahr) ein. Je nach durchzuführenden Arbeiten werden Höhenarbeiter mit entsprechender Facharbeiter-, ggf. Meisterqualifikation eingesetzt. Die Seilzugangstechnik zählt nicht mehr zu technischen Schutzmaßnahmen (wie z.B. die Verwendung von PSAgA gem. DGUV-R 112-198) sondern ist mittlerweile (u.a. durch die DGUV-I 212-001) als Arbeitsverfahren anerkannt. Daher ist eine vorherige Anmeldung bei der zuständigen BG nicht mehr notwendig.
Was ist eine G41 Untersuchung und warum benötigen Industriekletterer diese?
Industriekletterer benötigen für ihre Arbeiten verschiedene arbeitsmedizinische Untersuchungen.
Die G 41 – Arbeiten mit Absturzgefahr, ist die Grundvoraussetzung, um sich zu einem Industriekletterer ausbilden zu lassen. Die G 41 Untersuchung beinhaltet ärztliche Untersuchungen, Laborwerte (Blut, Urin), Blutdruck, Sehtest, Hörtest, Ergometrie („Belastungstest-EKG“) ab dem 40. Lebensjahr und die Perimetrie bei jeder 2. Untersuchung. Die Untersuchung dauert etwa 45min – 90 min. Eine Nachuntersuchung muss je nach Lebensjahr oder ärztlichen Ermessen nach 12 -23 Monaten erfolgen.
Welche G Untersuchungen sind für Industriekletterer noch sinnvoll?
Fassadenkletterer werden oft in dreckigen und staubigen Umgebungen eingesetzt. Aus diesem Grund werden Vollatemschutzmasken eingesetzt. Diese dürfen aber nur mit einer G26-2 Untersuchung getragen werden bzw. stellt die G26-2 siche, dass der Anwender die Belastung und den erschwerten Atemwiderstand ertragen kann. Außerdem sollte eine G25 Untersuchung vorgenommen werden. G25 steht für Fahr-, Steuer- und Überwachungstätigkeiten. Die G20 Untersuchung steht für Lärm und überwacht den Zustand des Gehörs. Das macht Sinn, denn Industriekletterer sind oft einem erhöhten Lärmpegel ausgesetzt.
Warum lernen alle Industriekletterer Rettungstechniken?
Industrie- und Fassadenkletterer arbeiten oft in großen Höhen oder an schwer zugänglichen Stellen. Nach einem Absturz haben Höhenarbeiter ein kleines Zeitfenster von maximal 20 Minuten, um den verunglückten Kollegen zu retten. Deshalb wird in der Ausbildung zum Industriekletterer darauf geachtet, möglichst viele Rettungsszenarien zu erproben. Je nach Level steigern sich die Rettungsszenarien in ihrer Komplexität. So stellen die verantwortlichen FISAT Level 3 Kletterer sicher, dass jede Rettung unter 20 Minuten in Anspruch nimmt und die verunglückte Person den unten wartenden Rettungskräften der Feuerwehr übergeben werden kann.
Was genau unterscheidet die 3 verschiedenen FISAT Level Untereinander?
FISAT Level 1:
Beinhaltet das vertikale Bewegen in einem Seilsystem. Die Rettungstechniken sind an dieses vertikale Bewegungskonzept angepasst und in Ihrer Komplexität eher gering. Außerdem werden die Standartknoten für das Industrieklettern beigebracht.
FISAT Level 2:
Beinhaltet das vertikale sowie horizontale Bewegen an einer Struktur. Die Rettungstechniken werden komplexer und beinhalten das aktive und passive Retten aus einer horizontalen Seilbahn sowie das Retten nach oben (z.B. Silorettung). Erweiterte Knotenkunde.
FISAT Level 3:
Beinhaltet die horizontale und vertikale Bewegung in Seilsystemen. Erweiterte Rettungstechniken für den horizontalen und vertikalen Einsatz. Aufbau einer Schrägseilbahn inkl. der speziellen Rettungstechniken. Erstellung von objektbezogenen Gefährdungsermittlungen und der dazugehörigen Rettungskonzepten. Die Beaufsichtigung von Kletterteams und die Überprüfung aller Knoten und Anschlageinrichtungen.
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